VERA RÖHM licht zeit raum
Der Skulpturengarten Spanischer Turm zeigt ab 1. Mai 2022 seine zweite Ausstellung auf der Rosenhöhe und rückt mit VERA RÖHM licht zeit raum die Werke der Darmstädter Künstlerin und Wilhelm-Loth-Preisträgerin in den Fokus.
In Darmstadt und über die Grenzen der Wissenschaftsstadt hinaus bekannt wurde die in Darmstadt und Paris lebende Künstlerin Vera Röhm spätestens mit ihrer temporären Installation der 81 Ergänzungen, auf dem Oberfeld, im Jahr 1981. Rund 40 Jahre später und 20 Jahre nach der großen Einzelausstellung auf der Mathildenhöhe widmet der Skulpturengarten Spanischer Turm Vera Röhms Werken eine Schau auf der angrenzenden Rosenhöhe. Ab dem 1. Mai werden in der Ausstellung VERA RÖHM licht zeit raum Skulpturen aus der Werkgruppe der Binome sowie aus weiteren Werkgruppen der Wilhelm-Loth-Preisträgerin gezeigt.
Zentral für Vera Röhms Werke sind die Themen Raum, Zeit, Licht und Bewegung. Ihre beeindruckenden Skulpturen aus Metall, Holz, Plexiglas und Bronze lenken die Aufmerksamkeit auf die Materialität und die Komplexität der Formen. Sie sensibilisieren mit ihren opaken und transparenten Flächen die Wahrnehmung. Das Zusammenspiel der Werke mit der Natur ist ein zentrales Moment der Ausstellung. Die zeitlos wirkenden Skulpturen treten als raumbildende Objekte in Erscheinung. Die Auswahl der Arbeiten erfolgte im Hinblick auf die Charakteristik des Geländes und die topographischen Besonderheiten des Skulpturengartens am Spanischen Turm. Ausgehend von der erhöhten Ebene neben dem historischen Gebäude durchziehen Wege das abfallende bzw. ansteigende Gelände. Es ergeben sich verschiedene Blickachsen, die vielfältige Perspektiven auf die ausgestellten Werke ermöglichen.
Die Ausstellung zeigt fünf Skulpturen aus der Werkgruppe der Binome, von denen die meisten zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit dieser Werkgruppe widmet sich Vera Röhm seit den 1970er Jahren bis heute der Verbindung zweier unterschiedlicher Materialien wie Stein oder Metall mit Plexiglas. Die Verbindung von Cortenstahl und Plexiglas tritt bemerkenswert vor Augen mit der Installation 9 Binome 80°–85° (2015), die bereits in der Fondation Vasarely (Aix-en-Provence, FR) zu sehen war. Zu nennen sind auch das erstmals der Öffentlichkeit präsentierte große Bogentor (2013/2020) oder 8 Binome – Intervention Rosenhöhe (1994/2022) – eine eigens auf die Topographie des Skulpturengartens Spanischer Turm angepasste Installation. Sie ist eine Variation der Installation Ligne Le Thor, die seit 2013 im Skulpturenpark La Bastide Rose der Poppy and Pierre Salinger Foundation im südfranzösischen Ort Le Thor steht. Die Vertikalen der Stelen scheinen den Raum wie architektonische Elemente zu gliedern, während der Bogen den Blick in die Weite der Ferne öffnet.
Die präsentierten Werke aus Materialien industrieller Prägung stehen in besonderer Weise im Kontrast zu ihrem Umfeld, der natürlichen Landschaft. »Bei den Binomen steht das Stahl-Plexiglas als Material im Kontrast zu der umgebenden Landschaft. Die durchsichtigen Bereiche öffnen die Sicht auf das Umfeld«, beschreibt Vera Röhm ihre Arbeit.
Südlich des Spanischen Turms vermitteln zwei Skulpturen aus einer anderen Werkgruppe, den Baumarbeiten,die Nähe von Kunst und Natur im Schaffen der Künstlerin. An ihrem Anfang steht 1975 die Arbeit Der Baum. Bis heute entstehen Arbeiten mit natürlichen Baumstämmen, abgeformt im Bronzeguss, wie die bekannte Licht-Strahl-Eiche (2009–2012) in der Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Obwohl auch er sich aus den verschiedenen Materialien Bronze und Plexiglas zusammensetzt, wirkt der liegende Scheibenbaum (2020) dennoch wie eine Einheit. Die Idee der Transformation prägt diese Skulptur. Demgegenüber zeigt der 6,5 Meter hohe Spiegelbaum (2017) ein Vexierspiel mit der Umgebung. Der staunenswert gerade Wuchs der Eiche wird beim bronzenen Abbild zur idealen Senkrechten. Auseinandergedreht werden die Spiegelflächen der Baumhälften zum Widerpart der Natur. Die Skulptur spiegelt deren äußere Erscheinung wider wie sie ihre eigene Herkunft aus dem Wald reflektiert. Dort steht seit 2010 jener andere, erste Spiegelbaum, den Vera Röhm mit einer natürlichen Douglasie für den Waldkunstpfad realisierte.
Ergänzend zur Ausstellung im Skulpturengarten werden im Spanischen Turm verschiedene Fotografien gezeigt, darunter Der Baum, aufgenommen von Vera Röhm im Jahr 1975 in der damals der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Grube Messel. Ebenso ist eine Auswahl aus jener Serie zu sehen, mit der Vera Röhms temporäre Installation Ergänzungen Oberfeld 1981 fotografisch dokumentiert wurde. Weitere Cibachrome und eine Skulptur vertiefen den Blick auf die Werkgruppe der Ergänzungen. Zugänglich sind die Werke im Spanischen Turm während der im Rahmenprogramm angekündigten Führungen.
Die Ausstellung VERA RÖHM licht zeit raum ist bis zum 18. September samstags zwischen 13:00 Uhr und 17:00 Uhr sowie sonntags zwischen 11:00 Uhr und 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.