Thomas Zipp
Pollock 66
2008

Bronze, 290 x 140 x 140 cm

Fetischismus beschreibt der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme als weit verbreitete menschliche Neigung, Dinge durch kulturelle Praktiken mit Bedeutungen aufzuladen, die ihnen nicht per se zu eigen sind. In diesem Sinne lässt sich die Skulptur »Pollock 66« des Künstlers Thomas Zipp verstehen. Gefertigt nach einem Modell aus geschichteten, mit Sand gefüllten Säcken, fungiert die Skulptur für Zipp als Fetisch oder Schutzsymbol. Der Künstler verhandelt hier Riten und Religionen als gesellschaftliche Phänomene und reflektiert darüber hinaus seine eigene Prägung durch katholische Erziehung. Gemäß seiner Arbeitsweise, die immer herausfordert, seine Werke nicht nur analytisch, sondern auch assoziativ zu begreifen, ist der Betrachter gleichzeitig eingeladen, hier eigenen, verborgenen Sehnsüchten zu begegnen.

Im Titel der Skulptur findet sich ein Verweis auf den bekannten amerikanischen Maler Jackson Pollock sowie auf das Geburtsjahr von Zipp selbst, 1966. Die Skulptur wurde 2010 im Rahmen einer großen Einzelausstellung von Thomas Zipp mit dem Titel »Mens Sana in Corpore Sano« vor dem Fridericianum in Kassel ausgestellt.

Das Werk von Thomas Zipp (*1966 in Heppenheim, Deutschland) ist geprägt von der Auseinandersetzung mit den Widersprüchen von Individuum und Masse, dem Ich und dem Kollektiv. Zipps Œuvre umfasst neben komplexen Installationen und Performances auch Malerei, Zeichnung und Skulptur. Nach Gastprofessuren in Wien und in Karlsruhe lehrt er seit 2008 als Professor an der Universität der Künste Berlin. Mit Einzelausstellungen im Fridericianum Kassel, Teilnahmen an der Biennale di Venezia, der Berlin Biennale und Gruppenausstellungen in der Tate Modern London, dem New Yorker MoMA und dem ZKM Karlsruhe, ist Zipp einer der bedeutendsten Vertreter der Gegenwartskunst.